Paulusgemeinde Darmstadt

Angebote und Themen

Herzlich willkommen! Informieren Sie sich über die Evangelische Paulusgemeinde Darmstadt. Schreiben Sie uns gerne Ihre Fragen und Anregungen über das Kontaktformular.

AngeboteÜbersicht

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Spenden

Menümobile menu

Der Chorraum gestern und heute

Ursprüngliche Gestaltung

Der Chorraum der Pauluskirche wurde nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg neu gestaltet. Ursprünglich befand sich dort auch die Orgel. Am Übergang von Chorraum und Kirche war ein zentraler Kanzelaltar. Kanzel und Altar waren also nicht in der üblichen Distanz zur Gemeinde positioniert, sondern symbolisch in sie hineingezogen.

Nach Kriegsende veranlasste der damalige Pfarrer Rudolf Wintermann einen Umbau nach traditionellen Vorgaben. Kanzel, Altar und Orgel wurden an ihre konventionellen Orte verlegt: Die Kanzel befindet sich seitdem seitlich am Fuß des Triumphbogens, der Altar steht frei in der Mitte des Chorraumes. Dieser Neugestaltung liegt ein bestimmtes theologisches Verständnis zu Grunde. Sie will die Heiligkeit Gottes betonen, insbesondere bei der Feier des Abendmahls. Aus diesem Grund wurde der Altar an die traditionell-hervorgehobene Position im Chorraum gesetzt.

"Das Wort ward Fleisch"

Beim konventionalisierenden Umbau der Pauluskirche blieb die Bemalung des Triumphbogens zunächst erhalten, wobei man die Christusdarstellung im Scheitelpunkt übermalt und durch ein Christusmonogramm ersetzt hatte. Hinter dem Altar wurde ein schlichtes Holzkreuz aufgestellt.

Der Chorraum war in weißer Farbe gehalten; an die Wand schrieb man einen Satz aus dem Johannesevangelium: „Das Wort ward Fleisch und wohne unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit“ (Joh 1,14). Das war als Anspielung auf das Abendmahl gemeint und entsprach der zentralen Position, dem man dem Altar als Ort der Abendmahlsfeier gegeben hatte.

Die beiden Fenster Richtung Norden (die Pauluskirche ist nicht Richtung Osten, sondern nach Norden ausgerichtet) blieben zunächst erhalten. Weil der Chorraum kahl wirkte, fertigte man Bänke, die bis heute im Halbrund hinter dem Altar stehen. Aber auch mit diesem Zustand war man nicht zufrieden und beauftragte 1957 den Arnoldshainer Künstler Helmuth Uhrig mit einer erneuten Umgestaltung.

Nachkriegskunst von Helmuth Uhrig

Helmuth Uhrig (1906-1979) plante eine Ausmalung des Chorraums, welche die Fleischwerdung des Wortes ins Bild fassen sollte. Zum 50. Jahr des Bestehens der Pauluskirche brachte Uhrig 1957 großflächige Malereien an den Wänden des Chorraums an. Ihre Formensprache erinnert schon durch die Zweidimensionalität an mittelalterliche Darstellungen; beim Entwurf des Bilderzyklus ließ sich Helmuth Uhrig durch den Chorraum von St. Peter und Paul auf der Insel Reichenau inspirieren.

Auch das lebensgroße Kruzifix hinter dem Altar ist ein Werk von Helmuth Uhrig. Das Kruzifix hat etwas Kokonhaftes: Es wirkt, als würde in seinem Inneren der Tod in Leben verwandelt. Uhrig nimmt in der Gestaltung das altkirchliche Motiv des segnenden Gekreuzigten auf.

Wandmalerei in vier Bändern

Der Bilderzyklus der Wandmalereien besteht aus vier Ebenen, die jeweils von links beginnend nach rechts durch den Chorraum  laufen.

Das oberste Band stellt in den Rundbögen Bilder aus der Johannesoffenbarung dar.

Im Band darunter hat der Künstler die „Fleischwerdung des Wortes“ ausgelegt. Christus ist jeweils zentral und in roter Farbe dargestellt, der Farbe der Macht und des Martyriums. Zentral sind die Speisung der 5000 und die Wandlung von Wasser in Wein (Hochzeit zu Kana) und damit Erzählungen mit Symbolbezug zum Abendmahl.

Dem dritten Band liegt ein weiteres Wort aus dem Johannesevangelium zu Grunde: „Er kam in sein Eigentum, doch die Seinen nahmen ihn nicht auf. Welche ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu sein.“ (Joh 1,11f.) Uhrig wollte die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen auf das Evangelium darstellen: Manche nehmen es an, andere lehnen es ab. Um das zu verdeutlichen, stehen jeweils zwei gegensätzliche Szenen nebeneinander. Links geht es um die Ablehnung Christi. Der bestimmende Ton ist hier Grün. Rechts finden sich in Rot gehaltene Szenen, die die Annahme des Evangeliums darstellen. Die scharfe Unterscheidung von Annahme oder Ablehnung Christi, die keine Überägnge kennt, spiegelt eine weit verbreitete theologische Sicht der Nachkriegszeit wider.

Ganz unten findet sich ein Band mit Szenen aus dem Alten Testament. Hier sind die Malereien schematischer und farblich reduziert. Das Alte Testament weist nach der Auffassung von Helmuth Uhrig auf Jesus Christus hin. Sein Erscheinen werde im Alten Testament prototypisch ("typologisch") vorbereitet. Eine solch engführende Deutung des vorchristlich enstandenen Alten Testaments aus christlicher Perspektive ist nicht untypisch für die Nachkriegstheologie. Durch den christlich-jüdischen Dialog hat sich die Perspektive inzwischen deutlich verändert: Das Alte Testament, die Heilige Schrift des Judentums, hat seine eigene Würde und kann nicht vom Neuen Testament her funktionalisiert werden.

Paulusfenster

Legende zum Bilderzyklus

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top